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Bauchfett genetisch bedingt: Was Sie über viszerales Bauchfett wissen sollten
Lesezeit: 5 Minuten
Inhaltsverzeichnis:
- Neigung zu Bauchspeck genetisch bedingt
- Was ist Bauchfett
- Woher kommt Bauchfett?
- Gefährliches Bauchfett
- Wie viel Bauchfett ist gesund?
- Welche Bauchfettarten gibt es?
- Risiko und Folgeerkrankungen durch zu viel Bauchfett
- Viel Bauchfett schon bei Kindern gefährlich
Manche nennen es „Bierbauch“ oder einfach „Ranzen“, andere sprechen vom sogenannten „Apfel-Typ“. Gemeint ist in allen Fällen das viszerale Bauchfett, das – wie Mediziner heute wissen – die Gesundheit erheblich gefährden kann. Es sollte daher auf keinen Fall auf die leichte Schulter genommen werden.
Neigung zu Bauchspeck genetisch bedingt
Viszerales Bauchfett betrifft nicht nur Übergewichtige, es kann auch schlanke Menschen treffen. Ganz typisch sind beispielsweise schlanke Beine und ein relativ üppiger Bauch. Der hängt jedoch nur wenig, sondern wölbt sich mehr oder weniger stark nach vorne. Manchmal ist Bauchfett auch kaum sichtbar, da sich die Fettansammlungen im Bauchraum verstecken. Im Fachjargon nennt sich dieses Phänomen „TOFI“. Das Kürzel steht für „Thin Outside Fat Inside“ („Außen dünn, innen fett“). Ein Team aus internationalen Forschern fand vor einiger Zeit heraus, dass es eine genetische Disposition für den Bauchspeck gibt. So soll beispielsweise das Gen CRTC3 im menschlichen Körper die Fettverbrennung regulieren. Menschen mit einer besonders aktiven Gen-Variante sind von Übergewicht häufiger betroffen, da sie weniger Fett verbrennen, sondern dazu neigen Fettpolster zu entwickeln.
Was ist Bauchfett
Bei Bauchfett handelt es sich um Fettzellen, die im Bereich des Bauches angelegt werden. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Bauchfett, deren Unterschiede in einem der folgenden Absätze näher beleuchtet werden: subkutanes und viszerales Bauchfett. Unseren Vorfahren diente das Bauchfett als Speicher für Zeiten des Nahrungsmangels. Es war also essenziell für das Überleben. Heutzutage wird zu viel Bauchfett mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen verbunden und gilt als gefährlich. Diabetes und Herzleiden sind nur zwei Beispiele.
Woher kommt Bauchfett?
Dass Bauchfett auch genetisch bedingt ist, weiß die Medizin inzwischen, doch es spielen auch andere Faktoren eine Rolle: Das Alter beispielsweise, aber auch eine ungesunde Lebensweise mit zu wenig Bewegung, eine fett- und zuckerreiche Ernährung sowie viel Stress. Aktuell diskutieren Wissenschaftler noch, ob auch Umwelteinflüsse wie zum Beispiel chemische Substanzen die Entstehung von Bauchfett begünstigen können. Die genetische Veranlagung zur Entwicklung des Bauchfetts kann der Mensch nicht beeinflussen. Er kann aber mit der Veränderung seines Lebensstils die Einfluss auf alle anderen Faktoren nehmen: indem er den Speiseplan umstellt, Sport treibt und Stress reduziert.
Gefährliches Bauchfett
Bauchfett ist nicht nur eine inaktive Masse. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass unser Fettgewebe das größte Endokrine Organ unseres Körpers ist und bestimmte Hormone und Botenstoffe ausschütten kann. Einige dieser Botenstoffe haben negative Effekte und fördern Entzündungen im Körper. Diese können zur Entstehung von unterschiedlichen Erkrankungen, wie Insulinresistenz, Bluthochdruck und Arteriosklerose beitragen. Zudem haben einzelne ausgeschüttete Hormone die Eigenschaft, den Appetit anzuregen, was wiederum zu noch mehr Bauchfett und Übergewicht führt. Männer sind – wenn Bauchfett genetisch bedingt ist oder auch durch eine ungünstige Lebensweise entsteht – häufiger als Frauen betroffen. Diese weisen oft ein eher birnenförmiges Fettverteilungsmuster auf, bei dem sich die Fettpolster am Po und an den Oberschenkeln ansetzen.
Wie viel Bauchfett ist gesund?
Zu viel Bauchfett erkennt man nicht unbedingt am Gewicht. Der Bauchumfang kann bessere Hinweise zum Vorhandensein von zu viel Bauchfett geben. Bei Frauen gilt er bis zu einem Wert von 80 cm als ideal, bei Männern liegt die Grenze bei 94 cm. Kritisch ist der Bauchumfang bei Frauen ab 88 cm, bei Männern ab 102 cm. Verwenden Sie dafür ein Maßband und messen Sie knapp über Ihrem Beckenkamm. Das Maßnehmen liefert verlässlichere Hinweise auf ein mögliches Erkrankungsrisiko als der Body-Maß-Index (BMI). Oft bietet auch schon die Körpersilhouette wichtige Anhaltspunkte. Wenn sich Frauen im Spiegel betrachten, sollte die Taille idealerweise schmaler als die Hüfte sein. Bei Männern sind beide Bereiche im Idealfall etwa gleich stark ausgeprägt. Das ist aber nur eine grobe Orientierungshilfe und kann das Messen nicht ersetzen. Mit einer Kernspintomografie kann das versteckte Bauchfett beim Arzt auch optisch sichtbar gemacht werden.
Welche Bauchfettarten gibt es?
Wie schon erwähnt, gliedert sich das Bauchfett in zwei Kategorien. Mit Risiken verbunden ist jedoch in erster Linie nur das viszerale Fett.
Viszerales Fett (Inneres Bauchfett)
Tückisch verbirgt sich das viszerale Fett im Inneren des Bauches, wo es die Organe umhüllt, vor allem den Magen, die Leber und den Darm. Auch in diesen Fall ist das bis zu einem gewissen Grad sinnvoll, denn das Fett schützt die lebenswichtigen Organe vor mechanischen Einwirkungen. Wenn Sie Ihrem Körper jedoch regelmäßig mehr Energie zuführen, als er verbraucht, oder das Bauchfett genetisch bedingt ist, nimmt das viszerale Fett Überhand. Je stärker es sich ablagert, umso mehr gesundheitsgefährdende Risiken bestehen. Das Fatale: Oft bleibt das innere Bauchfett lange unbemerkt.
Subkutanes Fett
Subkutan bedeutet „unter der Haut“, was die Lage dieser Fettart bereits gut beschreibt. Es handelt sich dabei nämlich um die typischen „Rettungsringe“ oder Fettpolster, die sich direkt unter der Haut bilden und von vielen Menschen als optisch störend oder unangenehm empfunden werden. Subkutanes Fettgewebe wird auch Unterhautfettgewebe genannt. Hier wird ebenfalls Energie gespeichert. Zudem dient es dank seiner isolierenden Eigenschaften als Schutz vor Kälte. Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft verursacht subkutanes Fett deutlich weniger gesundheitliche Probleme als das viszerale Bauchfett.
Risiko und Folgeerkrankungen durch zu viel Bauchfett
Bauchfett ist viel mehr als nur ein vermeintliches Schönheitsproblem. Es kann den Organismus massiv schädigen und gravierende Folgen haben, und zwar unabhängig davon, ob das Bauchfett genetisch bedingt ist oder nicht.
Chronische Entzündungen
Viszerales Bauchfett setzt entzündungsfördernde Substanzen wie Zytokine frei. Diese Stoffe können zu chronischen Entzündungen im Körper führen, die wiederum die Grundlage für eine Vielzahl von Erkrankungen bilden. Studien zeigen, dass hohe Zytokinspiegel im Blut mit Krankheiten wie Schuppenflechte (Psoriasis), Asthma und entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa in Verbindung stehen (Hotamisligil, 2006). Chronische Entzündungen können zudem das Immunsystem langfristig schwächen und Alterungsprozesse beschleunigen.
Bauchfett als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Das kardiovaskuläre Risiko steigt mit zunehmendem viszeralem Bauchfett stark an. In einer Studie von Professor Schuchert aus Neumünster und seinem Team zeigte sich, dass Männer mit einem Bauchumfang ab 110 cm eine neunzigprozentige Wahrscheinlichkeit für zu hohen Blutdruck haben. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung weist ebenfalls darauf hin, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen bei Frauen ab einem Bauchumfang von 88 cm und bei Männern ab einem Bauchumfang von 102 cm deutlich erhöht ist.
Typ-2-Diabetes
Viszerales Fett setzt Fettsäuren frei, die über das Blut in die Leber gelangen und dort die Insulinwirkung beeinträchtigen. Gleichzeitig hemmen große Mengen an viszeralem Fettgewebe die Produktion des Hormons Adiponektin, das normalerweise die Insulinempfindlichkeit verbessert. Diese Prozesse führen langfristig zu einer Insulinresistenz, die als Vorstufe von Typ-2-Diabetes gilt.
Fettstoffwechselstörungen
Auch dafür sind die freigesetzten Fettsäuren verantwortlich. Diese Störungen gehen in der Regel mit einer Erhöhung der Blutfettwerte einher. Typisches Beispiel: der zu hohe LDL-Cholesterinwert im Blut.
Fettleber
Das viszerale Fett erhöht die Wahrscheinlichkeit einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD). Diese kann zu Leberentzündungen (Steatohepatitis) führen, welche das Risiko für Leberkrebs deutlich erhöhen. Laut einer Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (Journal of Hepatology, 2019) tritt NAFLD bei 75% der Menschen mit starkem Übergewicht auf, besonders bei einem hohen Anteil an Bauchfett.
Erhöhtes Schlaganfallrisiko
Darüber hinaus produziert viszerales Bauchfett Plasminogen-Aktivator-Inhibitoren. Diese mit „PAI“ abgekürzten Stoffe hemmen im Körper den Auflösungsprozess von Blutgerinnseln. Studien zeigten, dass Menschen mit einem kritischen Anteil an viszeralem Bauchfett häufiger einen Schlaganfall erleiden, und zwar auch in jüngeren Jahren.
Viel Bauchfett schon bei Kindern gefährlich
Das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrums Adipositas Erkrankungen Leipzig weist im Rahmen einer Studie darauf hin, dass vor allem männliche Kinder und Jugendliche in der Pubertät, die über einen hohen Taillenumfang verfügen, häufig auch erhöhte Leber- und Harnsäurewerte nachweisen und der Anteil an gesundheitsförderndem HDL-Cholesterin im Blut sehr niedrig ist. Teilweise ist bei ihnen das Bauchfett genetisch bedingt. Eltern sollten ihre Kinder bei einem Verdacht auf das Vorliegen von stärker ausgeprägtem viszeralem Bauchfett untersuchen lassen, um eventuelle Risikofaktoren für den Stoffwechsel aufzuspüren oder auszuschließen.